Ist es ethisch vertretbar sich mit Schafwolle zu kleiden?
Zunächst könnte ich kein Problem erkennen. Das Schaf muss für seine Wolle nicht getötet werden. Ansonsten scheinen Schafe auch ein angenehmes Leben zu haben. Werden von Schäfern über die Wiesen geführt. Scheint wohl recht naturnah zu sein.
Doch das Scheren an sich. Ob das Schaf davon so begeistert ist? Es wird auf den Po gesetzt, „rumgeworfen“, möglichst schnell mit der Schermaschine bearbeitet & davon auch verletzt.
Also aus der Sicht des Tieres, ist es wohl eher ein unangenehmer Akt. Allein in so eine Position unfreiwillig gezwungen zu werden, löst Stress aus, da es in freier Natur lebensbedrohlich wäre. Stellt euch mal eine Katze dabei vor. Und wie wir aussehen würden, bei dem Versuch sie zu scheren. 😀
Doch wurde das Schaf nicht mit Krallen und der Agilität einer Katze bestückt. Es ist viel friedfertiger & Mutter Natur hat solch eine Ausstattung nicht vorgesehen.
So. Also. Das Schaf mag es vermutlich nicht geschert zu werden. Aber es ist wohl besser dran als anderes Nutzvieh. Zumindest darf es am Leben bleiben (wenn auch kaum ein männlicher Nachwuchs) & hat wohl das Privileg, dass der Mensch ihm verhältnismäßig viel Bewegungsfreiraum gewährt. Mit ursprünglichem, artgerechtem Leben hat das nichts zu tun & wir dürfen uns klar machen, welche Macht der Mensch hier ausübt. Und vielleicht auch welche Anmaßung. Er ermächtigt sich ganzen Tierrassen, die Art und Weise wie sie von Natur aus Leben würden, zu verweigern. Das scheint mir sehr unmenschlich & empathielos. Allerdings – gewähren wir uns ja auch kaum ein artgerechtes Leben. Das endet dann in Zivilisationskrankheiten.
Kann man sagen, dem Schaf geht es abgesehen vom Schervorgang und der Wegnahme und Tötung seiner männlichen Nachkommenschaft, vergleichbar gut?
Das führt mich zur Überlegung, wie denn dann kleiden?
Ohne Tierleid, ohne Kunststoffe die unsere Natur überfordern, ohne Kinderarbeit und/oder unzumutbare Arbeitsverhältnisse…
Vielleicht wäre die Lösung Hanf?
Weiter frage ich mich – warum überhaupt Kleidung?
Wenn alle nackt sind, dann stellt Nacktheit, nach Überwindung gelegentlich aufkeimender Scham, selten ein Problem dar. Ich sehe auch einige Vorteile von 24/7 Nacktheit. Diese auszuführen, würde meinem Gefühl nach, hier den Rahmen sprengen. Vermutlich ist es von Natur aus nicht vorgesehen, sich für seinen Körper zu schämen und ihn deshalb bedecken zu wollen. Würden denn nicht sonst Klamotten an Bäumen wachsen?
Kommen wir noch zum Thema Temperatur. Wir benötigen ja Kleidung auch um uns warm zu halten oder vor Sonnenstrahlen zu schützen. Dazu zwei Gedanken.
Entweder der Mensch müsste umsiedeln in Klimazonen, in denen er unbekleidet gut leben könnte. Und/Oder der menschliche Körper ist grundsätzlich anpassungsfähiger, als uns bewusst ist (da wir ja Kleidung tragen).
Für den Moment erkenne ich Kleidung als grundsätzlich unnatürlich und letztendlich überflüssig an
– wenn wir es gewohnt wären ohne sie zu leben.
Und das führt mich zu folgenden Fragen. Welche zum Sinn des Lebens führen. Ist es Sinn, dass wir uns als Menschen so weit von unserer Natur entfernt haben? Weil wir uns so erfahren wollen? Sehen wollen wie das ist & was das mit sich bringt? Und dazu haben vielleicht nicht nur wir uns entschlossen, sondern auch das Schaf? Aus einem Bewusstsein heraus, dass wir ohnehin zurückkehren und dort kein Leid mehr existiert? Also weiter machen? Und heißt weiter machen, sich vielleicht weiterentwickeln? Und wohin?