In dem Buch „Auf den Spuren des Glücks“ von Carola Eder, las ich von einer Schulform, die mir bis dato unbekannt war und mich sofort begeisterte. Diese geht zurück auf eine Schule die 1968 in den USA gegründet wurde. Seither mehren sich nicht nur die Anzahl der Familien, die sich dafür interessieren, sondern auch Wissenschaftler und Fachkundige. Weltweit gibt es mittlerweile einige Schulen die nach diesem Konzept gegründet wurden.
Die Schule, von der ich rede, nennt sich „Sudbury Valley School“. Als ich darüber las, wie dort Bildung gelebt wird, wurde ich sehr neugierig. Sowas gibt es? Das funktioniert? Bei genauerem Hinsehen und dem Lesen weiterer Bücher zum Thema ‚Sudbury Valley‘, ‚freie Bildung‘, ‚Hirnforschung und Lernen‘, ‚natürlicher Lerntrieb‘ uvm., ergab es für mich immer mehr Sinn. Diese Neugierde und Begeisterung führte mich noch viel weiter ins Thema. Ich absolvierte das ganze letzte Jahr über eine Weiterbildung, bei einer Expertin für freie demokratische Bildung, mit diversen internationalen Gastdozenten. Ich machte eine Studienreise durch Deutschland, um Schulen zu besuchen, welche angelehnt an das Sudbury Konzept arbeiten.
Um einen kleinen Einblick zu geben, wie dieses Konzept aussieht, möchte ich die Inhalte in Kürze umreißen. Ich denke es lässt sich gut in folgende 3 Kernpunkte runterbrechen.
- Freie Bildung: Die SchülerInnen können ihre Schulzeit so verbringen wie sie das möchten. Sie können sich frei bewegen und mit den Menschen zusammen sein, die ihnen gut tun. Es gibt keinen geregelten Unterricht, welcher von den Mitarbeitern (Lehrern) vorgegeben wird. Klassischer Unterricht erfolgt nur, wenn Schüler diesen einfordern. Die Kinder können so weiter lernen wie sie dies von Geburt an tun. In ihrem Rhythmus und ihren Interessen folgend. Sie entscheiden, wann, wo, wie, was und mit wem sie etwas lernen. Sprich, jeder sorgt selbst für seine optimalen Lernbedingungen.
- Demokratische Strukturen: Den Gründern war es wichtig, da sie in einem demokratischen Staat leben, dass Kinder mit Demokratie aufwachsen und diesen erleben dürfen. Das heißt – jeder hat eine Stimme. Wöchentlich kommt die Schulversammlung zusammen. Hier darf jeder (Schüler sowie Mitarbeiter) Anträge stellen. Es werden gemeinsam über alle Schulregeln abgestimmt, über Ausflüge, Besuch von Lernorten außerhalb der Schule, Einstellungen und Entlassungen von Mitarbeitern, Aufnahme von Schülern, Investitionen usw.
- Justizkomitee: Sollte es zu Regelverstößen kommen oder zwischenmenschliche Themen nicht geregelt werden können, können die Schüler- oder MitarbeiterInnen ein Ticket schreiben. Dies wird im Justizkomitee besprochen. Jeder kann sich erklären und eine neutrale Instanz, bestehend aus gewählten Mitarbeitern und Schülern, regelt die Kommunikation. Gemeinsam wird über entsprechende Folgen oder Konsequenzen abgestimmt.
Ich kann mir vorstellen, dass sich bei dem ein oder anderen nun viele Fragen auftun, zumal es so ganz anders ist als das, was man in der Regel kennt. Auch ich hatte Fragen und ich habe Schüler- und MitarbeiterInnen von der ganzen Welt kennen lernen dürfen. Und begriffen, warum dieses Konzept funktioniert.
Ich habe gelernt, dass es drei wichtige Bedürfnisse gibt, nach denen der Lernende stets strebt. Kompetenz, Autonomie und Verbundenheit. Dies erhält die intrinsische Motivation auch im Schulalltag (Edward Deci und Richard Ryan). Dadurch habe ich verstanden wie negativ, Unter- oder Überforderung, fälschliche Be- und Verurteilung und willkürliche Belohnung und Bestrafung, sich auf das Selbstbild und das weiter Leben eines jungen Menschen auswirken kann. Und auch wie wenig effektiv es im Sinne der Bildung ist, wenn man den jungen Menschen vorgibt für was sie sich interessieren sollen. Denn durch Begeisterung werden nachhaltig Neuronen gebildet (Gerald Hüther). Aber das hört man ohnehin von vielen Menschen, dass sie nicht mehr viel von dem wissen, was sie in der Schule gelernt haben. Das finde ich äußerst schade, bedenkt man, wie viel Zeit und Geld pro Kind für eine Schullaufbahn von Staat und Familie investiert wird.
Wer sich gerne weiter darüber informieren möchte, hier ein paar namhafte Autoren: Peter Gray, Gerald Hüther, Andre Stern, Daniel Greenberg, Je’anna L Clements, Derry Hannam, [Philipp Palm, Nena Kerner & Sarah Alexi]
Hier noch ein inspirierendes Video:
In diesem Jahr möchte ich noch eine Austauschrunde organisieren, in der ich gerne mehr darüber berichte.
Wer gerne mit mir in Kontakt treten möchte: kontakt@natuerlich-alex.de